Volksmusik oder volkstümliche Musik – ein Problem der Begrifflichkeiten
Wer sich nicht dafür interessiert, für den gibt es da keinen Unterschied. Aber ansich ist das Verhältnis zur Volksmusik in Deutschland seit dem Dritten Reich ambivalent. Durch das dritte Reich wurden die ursprünglich wertvollen und traditionsreichen Werte der Menschen ideologisch aufgeladen und so war die Volksmusik lange verpönt und galt als politisch belastet. Volkstümliche Musik kann die Entwicklung aus der Volksmusik heraus nicht verleugnen – Melodien, Ausstattung, Instrumentierung lassen nun mal Volksmusik anklingen , auch wenn sie kaum noch mit den eigentlichen Traditionen verbunden sind.
Am deutlichsten tritt dies bei den Texten zu Tage, sie unterscheiden sich sehr stark:
Traditionelle Volksmusik trägt tatsächliche Begebenheiten weiter, die meisten volkstümlichen Lieder orientieren sich am Schlager. Instrumente und Stilelemente werden ähnlich eingesetzt, daher erscheinen die Grenzen fließend. Viele Seiten im Internet beschäftigt sich mit solch einem Traditions-Instrument, der steirischen Harmonika. Interessierte können dort nachlesen.
Volkstümliche Musik arbeitet fast ausschließlich auf akustischen Instrumenten – also handgemachte und geblasene Musik mit „echten“ Instrumenten. Außerdem unterscheiden sie sich zwischen gesungenen und rein instrumentalen Titeln. Typische Instrumente des Genres sind u. a. Gitarre und Laute, Ziehharmonika, Trompete, Klarinette, Posaune, aber auch Geigen und regional Zither oder Mandoline. Das Repertoire reicht von Blasmusik mit oder ohne Gesang bis zum flott vorgetragenen Volkslied. Modernere Versionen bedienen sich elektronischer Musikerzeugung.
TV-Shows für Volksmusik verhalfen zu neuen Höhen
Seit es die Fernsehshow „Musikantenstadl“ gibt, hat sich der volkstümliche Schlager entwickelt. Der volkstümliche Schlager entwickelte sich seit Mitte der 1970er Jahre und wurde erst viel später als eigenständige Musikrichtung anerkannt. Die volkstümliche Musik verbindet Elemente echter, bodenständiger Folklore mit anderen Gattungen der Unterhaltungsmusik, je nachdem mit italienischen, karibischen oder sonstigen Einflüssen, die vielleicht von den jährlichen Urlaubsstimmungen der Konsumenten abhängen. Gerne werden heimatliche Klänge im 4/4- oder im Walzertakt komponiert.
Bereits Ende der 1970er Jahre waren volkstümliche Unterhaltungssendungen sehr beliebt, Carolin Reiber präsentierte uns „Lustige Musikanten“, das Gesangsduo Maria und Margot Hellwig tänzelte fröhlich über den Bildschirm, Opernsänger flanierten singend durch Sendungen wie “ Zum Blauen Bock“ moderiert vom unvergesslichen Heinz Schenk oder verfingen sich „Im Krug zum grünen Kranze“… In den Achtzigern gelangt es mit dem „Musikantenstadl“ Karl Moiks noch einen drauf zu setzen, bewährte Klänge ebneten den Weg für neue Einflüsse in der Volksmusik. So entwickelte sich volkstümliche Musik immer weiter, in den 90ern erlebte sie einen Boom und die Grenzen verschwimmen mehr und mehr – Volksmusik, volkstümliche Musik…
Und dann kam Heino
Durch Erfolgsinterpreten wie Heino was und ist mittlerweile alles anders. Obwohl nach wie vor eigentlich zwischen deutschem und volkstümlichem Schlager unterschieden wird, verschwimmen die Grenzen zunehmend und die Unterscheidung wird schier unmöglich.